Ein Besuch im Gesundheitszentrum

Jasmin Rechsteiner ist für weitere Distanzen auf einen Elektrorollstuhl angewiesen. Wie sie sind auch Menschen an Krücken, mit Kinderwagen oder Rollatoren darauf angewiesen, dass ein Besuch im Gesundheitszentrum barrierefrei möglich ist.

Auch Arztpraxen sind nicht immer zugänglich

Gesundheitseinrichtungen werden tagtäglich von Menschen mit eingeschränkter Mobilität besucht. Umso wichtiger, dass genau für diese Gebäude Zugänglichkeitsinformationen zur Verfügung stehen. Denn: Medizinische Termine sind für viele Personen mit kleinen und grossen Hürden verbunden.

Jasmin Rechsteiner engagiert sich bereits seit 2005 aktiv für Menschen mit Behinderungen. Sie selbst ist mit einer Mehrfachverkrümmung der Wirbelsäule geboren und vor allem für weitere Distanzen auf einen Elektrorollstuhl angewiesen. «Dass Arzt- und Physiotherapiepraxen nicht immer barrierefrei sind, ist für Menschen mit eingeschränkter Mobilität alles andere als optimal», meint Jasmin. «Dazu zählen auch Menschen an Krücken, mit Kinderwagen oder Rollatoren.»

Eine neue Physiotherapie- oder Arztpraxis zu finden, ist für sie mit viel Aufwand verbunden. Oftmals sucht sie vergeblich nach Informationen bezüglich der Barrierefreiheit. «Meistens recherchiere ich im Internet, sende ein E-Mail oder rufe kurz an. Auch die Fotos auf Google Maps sind sehr hilfreich. So kann ich zum Beispiel sehen, ob ich für das Betreten der Praxis noch Stufen überwinden muss. Oder ob sich gleich vor der Praxis ein Parkplatz befindet.»

Die Distanz von Behindertenparkplätzen spielt für Jasmin eine ausschlaggebende Rolle, wenn sie zu Fuss unterwegs ist. «Letztens war ich am Bahnhof in Bern und wollte kurz in die Apotheke. Ich merkte erst kurz vor dem Parkieren, dass die Behindertenparkplätze verschoben wurden – was zur Folge hatte, dass ich eine längere Distanz zu Fuss zurücklegen musste.»

Jasmin Rechsteiner ist Botschafterin für Menschen mit Behinderung.
Bild: MD9 Bojan Zupan
«Daten zu Zugänglichkeiten gesammelt und strukturiert zur Verfügung zu stellen, macht definitiv Sinn und würde viele Menschen mit Mobilitätseinschränkungen unterstützen.»
Jasmin Rechsteiner

Eine zentrale Plattform macht Sinn

Eine App wie ginto befürwortet Jasmin. «Daten zu Zugänglichkeiten gesammelt und strukturiert zur Verfügung zu stellen, macht definitiv Sinn und würde viele Menschen mit Mobilitätseinschränkungen unterstützen – nicht nur bei der Suche einer passenden Gesundheitseinrichtung.» Die Informationen zur Barrierefreiheit könnten dann zum Beispiel auf den jeweiligen Websites aufgeschaltet werden und wären somit öffentlich.

Sie betont auch, dass die App erst einen wirklichen Mehrwert bietet, wenn eine möglichst hohe Anzahl an Gebäuden und Transportmitteln erfasst ist. «Wichtig ist, dass ginto die App für Zugänglichkeitsdaten wird. Dass sich alle grossen Organisationen zusammenschliessen und auf dieses eine System setzen.»

Das sieht auch der Verein Sitios, welcher die App betreut, so: Gemeinsam mit Partnerorganisationen wie Pro Infirmis, der Stiftung denk an mich und dem Verein Accessibility Guide (ginto) soll das Informationsangebot zur Barrierefreiheit schnell und nachhaltig ausgebaut werden.

Mehr über Jasmin Rechsteiner

Jasmin Rechsteiner ist als Sozialarbeiterin tätig und in ihrer Freizeit geht sie leidenschaftlich gern an Konzerte. Jasmin engagiert sich seit 2005 aktiv für Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. 2010 wurde Jasmin Rechsteiner zur Miss Handicap gekürt. Ihr oberstes Ziel ist es, den Austausch zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen zu fördern, Hemmungen abzubauen und somit die Inklusion voranzutreiben – eben Brücken zu bauen. Es soll normal sein, dass Menschen mit Beeinträchtigungen ausgehen, Liebesbeziehungen führen und im Parlament sitzen. Menschen mit Beeinträchtigungen sollen in allen gesellschaftlichen Bereichen gleichberechtigt teilhaben können.

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